Viktoriya über Sanna:
Sanna und Ari kenne ich schon lange, denn sie hüten meinen Lieblingsbuchladen in Konstanz. Die “Schwarze Geiss”, wo ich Bücher bekomme, die ich sonst nirgendwo finde, und die Bücher von den Mitarbeitenden selbst gelesen worden sind. In diesem Buchladen wollte ich gerne Postkarten mit Snizhanas Aquarellen von Konstanz ausstellen. Ari und Sanna haben ohne Zögern zugestimmt und die Postkarten sind nun im Buchladen zu sehen und können dort erworben werden. In der “Schwarzen Geiss” gibt es, übrigens dank Ari, ukrainisch-deutsche Bücher. Auch damit waren sie so ziemlich die ersten in Konstanz.
Sanna erzählt darüber, warum sie hilft und unterstützt:
Das ist für mich ganz normal.
Wer bin ich ...
Ich bin Sanna und bin in Konstanz geboren, war aber lange weg. Ich habe in Berlin gewohnt und sehr lange in Italien gelebt. Seit mehr als 20 Jahren bin ich jetzt wieder hier in der schwarzen Geiss. Phasenweise lese ich sehr viele Bücher und dann gibt es Phasen, da lese ich gar nicht, weil ich so viele andere Sachen im Kopf habe. Auch wenn das ein Klischee ist, dass man im Buchhandel sagt, man möchte was mit Büchern und Menschen machen: Ich glaube, ich wollte schon als Kind etwas mit Büchern machen, aber was, wusste ich nicht. Ich habe einfach viel gelesen, vor allem in Italien.
Was ist für mich Nächstenliebe/ Kindness …
Nächstenliebe klingt für mich so nach Kirche und Katholizismus. Das ist schwierig. Das ist so ein Wort, das eher Aversion hervorruft. Mit Kindness kann ich mehr anfangen. Das ist so ein Grundvertrauen. In die Welt und in die Menschen. Vielleicht das Freundlichsein. Es ist für mich ganz nah mit Freude verbunden.
Als ich erfahren hab, dass der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist ...
Ich glaube gar nichts Spezielles. Seitdem hat sich vielleicht so eine Grundunsicherheit breit gemacht. Aber ich denke, die habe ich schon immer ein bisschen, weil mir schon als Kind meine Oma gesagt hat: „Ich habe zwei Kriege erlebt. Und ich bin froh, dass ich so alt bin. Ich möchte den nächsten Krieg nicht mehr erleben.“ Ich habe ihr dann „Imagine“ von John Lennon übersetzt und meine Oma hat das nicht besonders hilfreich gefunden. Sie war überzeugt, dass der nächste Krieg kommt. Es gibt eine Grundtraurigkeit. Und eine Grundverunsicherung. Die aber sicherlich auch Teile meiner Persönlichkeit sind.
Der Krieg in der Ukraine bedeutet für mich ...
Dass ich die Ukraine kennengelernt habe. Vorher habe ich eigentlich nichts über das Land an sich gewusst, jetzt weiß ich natürlich sehr viel mehr. Die Menschen sind mir näher.
Dieser Krieg hat meine Wahrnehmung/ mein Bewusstsein verändert ...
Ich hasse Krieg. Aber ich bin völlig hilflos, so wie alle, glaube ich. Ich glaube, dass auch in Russland viele Leute hilflos sind.
Meine liebsten und prägendsten Schriftsteller waren Kriegsteilnehmer im Zweiten Weltkrieg. Salinger und Vonnegut. Vonnegut hat ein Anti-Kriegs-Buch geschrieben und jemand hat gefragt: “Warum schreibst du nicht ein Anti-Lawinen-Buch?‘‘. Ich glaube, wir bekommen es leider nicht in den Griff, ohne Krieg zu leben. Ich wollte, es wäre anders. Ich verstehe es nicht.
Ich möchte den Menschen zum Weihnachten wünschen ...
Ich habe so eine Art Abendritual mit einem kleinen Jungen, den ich mit aufziehe. Es geht so: “Mögen alle Tiere, Pflanzen und Menschen sicher und geborgen sein.” Das würde ich mir wünschen.